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"Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang, nur vor dem Tod derer, die mir nah sind. Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang und laß mich willig in das Dunkel treiben. Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr; und die es trugen, mögen mir vergeben. Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andern muß man leben."

(Mascha Kaleko)

 

 

 

Das bin ich, Franzis Ma, Schnuddel, blöde Kuh, Mopsi, Scheißmama, Pupsi, und meistens einfach nur Mama. Manchmal auch Beate, dann war sie richtig sauer auf mich!

Sie war und ist meine Franziska, mein Schatz, meine Frunzel, meine Franzi, meine verrückte Nudel, mein faules Stück, mein Träumerchen...

 mein einziges Kind!

 

 

"Es gibt die Erfahrung, daß mitten im Leben das Leben verloren geht. Wer je einen Menschen geliebt hat, weiß es. Wer je so viel von sich selber weggegeben hat, hinübergegeben in einen anderen Menschen, wie es einem Liebenden geschieht, der weiß, wie wenig von ihm selbst übrig bleibt, wenn ihm der geliebte Mensch genommen wird.

Wer je einem Kind das Leben geschenkt hat, kann wissen, daß es sich nie ganz ablöst, sondern immer, für eine ganze Lebenszeit, ein Teil von ihm bleibt. Wenn mein Kind stirbt, bleibe ich nicht übrig, wie ich es war. Es geht etwas von mir selbst fort, unbekannt wohin, und nie werde ich wieder der sein, der ich vorher war. Es bricht etwas ab auch von der Welt, in der ich lebe, es reißt etwas auf und wird sich nicht wieder ganz schließen.

Und nie wird mich die Schönheit dieser Welt wieder so unmittelbar berühren wie zuvor...."

(Jörg Zink aus: Nocheinmal sprechen von der Wärme des Lebens)

 

 

Du bist ein Schatten am Tage,

 

und in der Nacht ein Licht;

 

Du lebst in meiner Klage,

 

und stirbst im Herzen nicht.

 

 

Wo ich mein Zelt aufschlage,

 

da wohnst du bei mir dicht;

 

du bist der Schatten am Tage,

 

und in der Nacht das Licht.

 

 

Wo ich auch nach dir frage,

 

find ich von dir Bericht,

 

du lebst in meiner Klage,

 

und stirbst im Herzen nicht.

 

 

Du bist ein Schatten am Tage,

 

doch in der Nacht ein Licht;

 

du lebst in meiner Klage,

 

und stirbst im Herzen nicht

 

 

(Friedrich Rückert)

 

 

 

                                     Sprache ist zu klein,

 

                                     Worte sind zu schwach,

 

                                     Wie sage ich was mir

 

                                     das Bild deiner Züge

 

                                     bedeutet...

 

                                     Gesicht meines einzigen

 

                                     Kindes,

 

                                     Gesicht meines Kindes,

 

                                      das starb:

 

                                     Licht meiner Stunden,

 

                                     Licht meines Lebens.

 

                                     Bleibe

 

                                     mein strahlend

 

                                      tröstlicher Stern.

 

                                     (Sascha Wagner)

 

 

 

Sehnsucht -

 

schreien will sie

 

und hat doch keine Stimme.

 

Laufen will sie und hat doch keine Beine.

 

Gefangen tobt sie im Körperhaus.

 

Sehnsucht -

 

sie will hinaus

 

zerreißt die Brust

 

strömt himmelswärts

 

und

 

setzt sich wieder

 

auf meine Glieder

 

erfüllt die Seele voller Schmerz.

 

 

(Sabine Niebuhr)

 

 

 

                                      Sprechen zu düfen

 

                                      von dir

 

                                      mit denen die dich

 

                                       kannten

 

                                      dich liebten

 

                                      Sprechen zu können

 

                                      von dir

 

                                      wie du warst

 

                                      dich in Worten

 

                                      wiedererleben

 

                                      nur ein paar

 

                                      Stunden lang

 

                                      Und dann

 

                                      einzuschlafen

 

                                      vor dem nächsten

 

                                      Alleinsein

 

                                      das doch

 

                                      unausweichbar

 

 

                                      (Gitta Deutsch)

 

 

Wie kann ich es

 

- wem und wozu auch -

 

klar machen

 

daß Alleinsein

 

nicht dasselbe ist

 

wie Einsamkeit

 

daß Einsamkeit

 

noch lange

 

nicht

 

dasselbe ist

 

wie

 

ohne dich

 

sein

 

 

(Gitta Deutsch)

 

 

 

 

Mitmenschen nehmt uns Trauernde an

 

 

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos. Die Wunde in uns ist offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.

Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.

 

Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann. Drängt uns nicht, so zu sein wie früher, wir können es nicht.

Denkt daran, daß wir in Wandlung begriffen sind.

Laßt euch sagen, daß wir uns selbst fremd sind.

Habt Geduld.

 

Wir wissen, daß wir Bitteres in eure Zufriedenheit streuen, daß euer Lachen ersterben kann, wenn ihr unser Erschrecken seht, daß wir euch mit Leid konfrontieren, daß ihr vermeiden möchtet.

 

Wenn wir eure Kinder sehen, leiden wir.

Das "Niemehr" ist wie ein Schrei in uns, der uns lähmt. Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.

Wir haben die Sicherheit verloren, in der ihr noch lebt.

 

Ihr haltet uns entgegen: auch wir haben Kummer!

Doch wenn wir euch fragen, ob ihr unser Schicksal tragen möchtet, erschreckt ihr.

Aber verzeiht: unser Leid ist so übermächtig, daß wir oft vergessen, daß es viele Arten von Schmerz gibt.

 

Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können.

Unsere Kinder begleiten uns. Vieles, was wir hören, müssen wir auf sie beziehen.

Wir hören euch zu, aber unsere Gedanken schweifen ab.

 

Nehmt es an, wenn wir von unseren Kindern und unserer Trauer zu sprechen beginnen.

Wir tun das, was in uns drängt.

Wenn wir eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam.

 

Laßt unsere Kinder bedeutend werden vor euch.

 

Teilt mit uns den Glauben an sie.

Noch mehr als früher sind sie Teil von uns.

Wenn ihr unsere Kinder verletzt, verletzt ihr uns.

Mag sein, daß wir sie vollendeter machen, als sie es waren, aber Fehler zuzugestehen fällt uns noch schwer.

Zerstört nicht unser Bild.

Glaubt uns, wir brauchen es so.

 

Versucht, euch in uns einzufühlen.

Glaubt daran, daß unsere Belastbarkeit wächst.

Glaubt daran, daß wir eines tages mit neuem Selbstverständnis leben werden.

Euer "Zu-trauen" stärkt uns auf diesem Weg.

 

Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen, werden wir euch freier begegnen.

Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort und Blick, unser Unglück zu leugnen.

Wir brauchen eure Annahme.

Vergeßt nicht: wir müssen vieles von neuem lernen.

Unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert.

 

Bleibt an unserer Seite.

Lernt von uns für euer eigenes Leben.

 

(Erika Bodner)

 

 

DANKE allen Menschen, die mir in dem ersten Jahr ohne Franziska zur Seite standen und auch weiterhin stehen.

 

DANKE für die vielen Gedanken an mich, sie sind alle bei mir angekommen.

 

DANKE für Anrufe und Besuche, trotz der großen Angst das Falsche zu machen oder zu sagen.

 

DANKE den vielen, vielen Menschen, die zu Franziskas Beisetzung erschienen sind. Zu wissen, wie sehr Franziska gemocht und geschätzt wurde, war etwas sehr tröstliches für mich.

Am meisten aber danke ich Frau Pfarrerin Jünger:

Sie ist das Licht in meiner Dunkelheit.

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

Wir sehn uns immer wieder,

 

in meinen Träumen,

 

in Deinen Liedern.

 

 

Ma

 

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